Aktuelle Botschaften 2003
Die Dynamik des Lebens 1: Das Böse
Judas - empfangen durch H. am 21. März 2003, Cuenca, Ecuador.
Mein lieber Bruder: Heute morgen bin ich, wie so oft an jedem Tag, bei dir gewesen. Mit großem Interesse habe ich dich beobachtet, als du die Botschaft von David gelesen und übersetzt hast. In gewisser Weise hat dich das überrascht. Du hast in der Botschaft keinen starken Aufschrei gegen den Krieg wahrgenommen, obwohl sie sehr wenig Zweifel daran lässt, dass sie ihn nicht gutheißt, wie es heißt: “Glaubt nicht, dass der Vater seine Kinder im Stich lässt, nur weil der Krieg falsch ist”.
Ich möchte mit dir nicht den ganzen Inhalt der Botschaft Davids (aus dem Alten Testament auf Englisch) analysieren, sondern möchte lieber einen anderen Satz, der dich überrascht hat, sehr genau unter die Lupe nehmen: ”… das (das heißt, einen Krieg anzufangen) ist eine relativ gewöhnliche Sache”. Warum hat David das gesagt?
Ich möchte nicht mit dem Finger in die Wunden stoßen, die der jetzige Krieg kürzlich aufgerissen hat. Deshalb werde ich die Namen der beteiligten Personen nicht nennen. Aber wir können einen der vielen Fälle in der Geschichte wählen, in denen Kriege ausbrachen und in denen Kriege begonnen wurden, um Personen zu “eliminieren”, die eine tödliche Gefahr für die Sicherheit anderer Nationen oder sogar für ihr eigenes Volk darstellten, was ebenfalls sehr häufig vorkommt.
Man fragt sich natürlich, wie es möglich ist, dass diese Diktatoren, die manchmal wahre Monster der Perversion waren und sind, an die Macht kommen? Und die Antwort ist, dass sie klug genug waren, die ganz besondere Situation auszunutzen, in der ihr Volk lebte: Bedingungen des Elends, des Hungers, des verletzten Stolzes, der politischen Radikalisierung, usw.
Wenn wir dann noch weiter in die Vergangenheit zurückgehen, fragen wir uns vielleicht: Warum gerieten diese Menschen in solche Situationen, die als Kulturbrühe für die Bildung von Extremisten dienten? Und wir sehen, dass auf dem Grund der Entwicklung eine andere Situation oder ein anderes Ereignis liegt, das fast unweigerlich zu diesem Zustand der Nation geführt hat und die Ursache, aber nicht den Auslöser des Krieges darstellt. Wir müssen immer sehr sorgfältig unterscheiden zwischen der Ursache, die zu einem gefährlichen Anstieg des inneren Drucks führt, und dem Auslöser, der oft sogar ein Ereignis von sehr geringer Bedeutung sein kann, das aber auf einmal, im Laufe einer bestimmten Zeitspanne, unter der gegebenen Situation hoher Spannung, ausreicht, um das Fluchtventil zu öffnen. Und leider heißt dieses Ventil in vielen Fällen Krieg.
Um diese Argumentation zu veranschaulichen, können wir das Leben Hitlers analysieren, der nur durch die ungeheure Radikalisierung in Deutschland an die Macht gelangen konnte. Es war auch einflussreich, dass sich die deutsche Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg falsch behandelt fühlte. Außerdem litten sie unter großen wirtschaftlichen Problemen: Die Menschen waren hungrig, aber sie hatten keine Arbeit. All das zusammen, was ich gerade beschrieben habe, war die Folge des Ersten Weltkriegs.
Außerdem, als man schon sehen konnte, dass in Deutschland eine erbarmungslose Diktatur entstand und dass Deutschland sich anschickte, sein Territorium auszudehnen und Österreich und die Tschechoslowakei besetzte, hörte man kaum eine Stimme des Protests. Was folgte, war die Folge der Passivität und Gleichgültigkeit, ja sogar der Trägheit der ganzen Welt.
Wir könnten noch weiter in die Vergangenheit zurückgehen und die Ursachen für den Ersten Weltkrieg analysieren. Es war nicht die Ermordung des österreichischen Thronfolgers, die diesen Krieg ausgelöst hat. Dies war nur der Auslöser. Die Ursachen, oder Wurzeln, um einen anderen Begriff zu verwenden, reichen viel länger zurück und liegen viel tiefer. Aber ich werde deine Zeit nicht missbrauchen und ich werde davon Abstand nehmen, dieses Thema zu analysieren.
Was ich sagen will, ist, dass du, wenn du endlich nach den Wurzeln der Ursachen suchst, die zum Ersten Weltkrieg führten, viel weiter in die Vergangenheit zurückgehen musst, und so weiter, bis du schließlich in die Steinzeit kommst, und mehr noch, zu dem Akt des Ungehorsams unserer ersten Eltern, auf den sehr bald der Mord folgte, wie uns die Bibel in ihrer anschaulichen Symbolik sagt.
In jeder menschlichen Entscheidung steckt ein gewisses Potenzial für das Böse. Wenn der Mensch diesem Potenzial nachgibt, wird eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die zu einem Ergebnis führt, das wir gemeinhin als “Mangel an Harmonie” bezeichnen. So oft wird über die Frage diskutiert, ob Krieg gerechtfertigt sein kann oder nicht. Aber wahrlich, ich sage dir: Die Analyse ist nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass diese Art von Entscheidungen nach Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten der Entwicklung getroffen wird, die zu einem Zustand ohne Harmonie geführt haben. Und die Menschen, die entscheiden, sind auch in einer Atmosphäre ohne Harmonie geboren und aufgewachsen, was natürlich auch ihre Denkweise beeinflusst.
Jede ungenaue Entscheidung führt zu Situationen, die immer weiter von der Harmonie entfernt sind. Diese Situationen ihrerseits beeinflussen die folgenden Entscheidungen, und sie machen es sehr wahrscheinlich, dass diese auch falsch sein werden und sich noch weiter von der Harmonie entfernen. Ich nenne diese Entwicklung “die Dynamik des Bösen”.
Ich werde meine Botschaft später fortsetzen. Judas.
© Geoff Cutler 2013