Erklärungen und Einsichten in das Neue Testament
Offenbarung 2: Johannes der Täufer schreibt über sein Leben und sein öffentliches Wirken
Johannes – empfangen durch Dr Samuels am 3. März 1955, Washington, DC, USA.
Ich bin hier, Johannes der Täufer.
Ich freue mich, dass du mir gestattest, durch dich zu schreiben, auch wenn ich weiß, dass du bereits eine Botschaft von Jesus empfangen hast und müde bist; dennoch würde ich dir gerne ein paar Zeilen schreiben, die dir einige Informationen über mein irdisches Leben vermitteln.
Ich wurde im Juni deiner Zeitrechnung, in etwa sechs Monate vor meinem Cousin Jesus, nahe der Kleinstadt Ain Karim unweit von Jerusalem, geboren. Wie dir aus der Schrift bekannt ist, war mein Vater Tempelpriester in Jerusalem. Meine Familie war sehr fromm und gottesfürchtig. Alle waren wir aufs Höchste darauf bedacht, jedes noch so kleine Detail der mosaischen Gesetze in einer äußerst strengen Auslegung zu befolgen — heutzutage würden wir als ultraorthodox bezeichnet werden. Zusammen mit den Zehn Geboten stellten diese Gesetze für meinen Vater die ganze Essenz des jüdischen Glaubens dar, weshalb er mich von Kindesbeinen an einen strikten Moralkodex lehrte, der später zum Fundament werden sollte, auf dem ich meine Sendung gründete: Jesus den Weg zu bereiten, die Frohbotschaft Gottes zu verkünden!
Als Jesus und seine Familie aus Ägypten zurückkehrten, um sich bei Verwandten in Galiläa niederzulassen, hatte ich viele Gelegenheiten, ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen. Seit diesen Kindertagen verband uns eine innige Freundschaft. Wir spielten aber nicht nur miteinander — wir setzten uns auch zusammen, um die Schriften auszulegen. Letztendlich machte ich mich auf, das Wort Gottes zu verkünden, um den Acker zu bestellen, auf dem Jesus dann wenige Monate später die Saat seiner Verkündigung ausbringen sollte. Wenn die Evangelien also behaupten, ich hätte Jesus bei der Taufe im Jordan zum ersten Mal gesehen, ist dies nicht richtig. Genau das Gegenteil war der Fall: Zusammen mit Jesus stimmten wir unser Missionswerk aufeinander ab, um seiner Botschaft den Weg zu ebnen!
Unsere gemeinsame Anstrengung fand damals ihren Höhepunkt, als ich Jesus im Jordan taufte — und zugleich zum Messias erklärte. Auch wenn es stimmt, dass ich vor meinem inneren Auge gewahrte, wie der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herabkam, ist es nicht korrekt, dass ich Jesus nur deshalb zum Messias ausrief, weil ich diese Taube herabschweben sah oder weil eine himmlische Stimme zu mir sprach, nein — in meinem Herzen war ich längst davon überzeugt, dass Jesus der versprochene Heiland war, während mir als Prophet Gottes die Aufgabe zufiel, diese Wahrheit öffentlich kundzutun. Dennoch muss ich zugeben, dass ich nicht verstanden habe, was Jesus gelehrt hat. Ich wusste weder etwas von der Göttlichen Liebe oder dass sie erneuert wurde, noch konnte ich mir vorstellen, dass die Liebe Gottes ausreichen sollte, den Menschen eins mit Gott zu machen und ihm Unsterblichkeit zu verleihen—zumal diese Liebe damals noch nicht in meiner Seele glühte.
Als junger Mann verdiente ich meinen Lebensunterhalt, indem ich als Tagelöhner in den Weizenfeldern arbeitete. Obwohl mir diese Arbeit leicht von der Hand ging, wusste ich in meinem Inneren, dass ich nicht dazu berufen war, das Leben eines Bauern zu führen. Meine Seele sehnte sich danach, als Prophet Gottes aufzutreten. Mein großes Vorbild war dabei Elias, der sich weder davor scheute, das Volk auf seine Verfehlungen hinzuweisen, noch fürchtete er sich, vor König Ahab zu treten, um ihn zu ermahnen, vom Bösen abzulassen und den Weg der Gerechtigkeit einzuschlagen, um so den Bund, den er mit Gott geschlossen hatte, zu erfüllen.
Auch wenn einige Theologen behaupten, ich hätte mich bemüht, den jüdischen Glauben zu reformieren oder wäre ein Anhänger der Essener gewesen, so ist dies vollkommen falsch. Als Befürworter eines strengen, orthodoxen Judentums legte ich all meine Anstrengung darauf, die Gesetze und Gebote meines Glaubens einzuhalten. Ich suchte weder eine Annäherung an die religiösen Gebräuche der Griechen, noch lebte ich nach den Regeln der Essener, die sich bewusst von der restlichen Bevölkerung abgrenzten, da sie diese als unrein und verdorben betrachteten.
Zum Manne gereift wählte ich das Leben eines Asketen. Meine Nahrung war einfach und karg. Ich nahm weder Fleisch noch alkoholische Getränke zu mir, denn selbst meine Zunge wollte ich daran hindern, Leidenschaften und Begierden zu erwecken, die meiner spirituellen Entwicklung im Weg stehen würden. Bald schon begann ich, die Nähe meiner Mitmenschen zu meiden. Ich zog mich in eine Höhle zurück, um als Einsiedler mein Leben vollkommen auf Gott auszurichten. Wie aber soll man das Wort des Herrn zu den Menschen tragen, wenn man sich isoliert und von der Allgemeinheit zurückzieht?
Dieser innere Zwiespalt veranlasste mich, mein Leben als Einsiedler aufzugeben, um dem Ruf meines Herzens zu folgen, die Menschen zur Umkehr zu ermahnen. Wann immer es mir möglich war, predigte ich in der Nähe eines Gewässers, denn zum Zeichen des Neubeginns übergoss ich die Bußfertigen und Reuigen mit Wasser. Dieses symbolische Abwaschen der Sünden sollte die spirituelle Reinheit widerspiegeln, die es meiner Meinung nach anzustreben galt. Wie viele meiner Vorbilder sprach ich zwar in erster Linie zum Volk, ich scheute mich aber auch nicht, Herodes öffentlich der Sünde zu bezichtigen. In meinen Augen hatte er sich der Gesetzesübertretung schuldig gemacht, indem er Herodias heiratete — ein Sündenakt, der meiner Meinung nach durchaus dazu geeignet war, den Zorn Gottes herabzurufen.
Auch wenn die Bibel etwas anderes behauptet, bestand die Gesetzesübertretung nicht darin, dass Herodes und Herodias heirateten, noch während der Halbbruder des Herodes am Leben war — in Wahrheit war dieser längst verstorben, sondern die Sünde war, dass es einer Frau nach der Lehre der Pharisäer verboten war, den Bruder des verstorbenen Gatten zu heiraten, wenn aus der ersten Ehe Nachkommen hervorgegangen waren. Da Salome die Tochter der Herodias und des verstorbenen Stiefbruders war, galt diese königliche Eheschließung meiner Überzeugung nach als ungültig und als schwere Sünde — wogegen ich lautstark predigte.
Da Herodias als Mitglied der Oberschicht den sadduzäischen Glauben vertrat, war sie über meine Vorgehensweise und Anklage über die Maßen empört. Sie beschloss, mich einzukerkern und mundtot zu machen. Herodes selbst machte sich nicht viel aus diesen Vorwürfen, denn ihm war durchaus bekannt, dass es zwischen Sadduzäern und Pharisäern immer schon Differenzen gab, in welcher Weise die Gesetze des Mose ausgelegt werden sollten. Herodias hingegen fühlte sich persönlich angegriffen. Zusammen mit dem Hinweis, dass es die römischen Oberbefehlshaber nicht gutheißen würden, sollte wegen eines religiösen Disputes ein Aufstand ausbrechen, ließ sich Herodes schließlich davon überzeugen, dass es klüger wäre, mich aus dem Weg zu räumen—indem er mir vorwarf, die Juden gegen Rom aufzuhetzen.
Da ich vom Volk geliebt und geschätzt war und Herodes vermeiden wollte, seine eigenen Untertanen gegen ihn aufzubringen, schickte er einige Soldaten aus, die als Reisende verkleidet waren. Diese entführten mich gleichsam vor den Augen meiner Anhänger und verschleppten mich auf ein Territorium, das seiner Befehlsgewalt und Gerichtsbarkeit unterstand. Ich wurde auf die Festung Mecherus gebracht, die unweit des Toten Meeres gelegen war. Dort wurde ich in etwa zehn Monate lang gefangen gehalten.
Als Herodes Ende Februar seinen Geburtstag feierte, sah Herodias eine Gelegenheit, die Schmach und die erlittene Kränkung zu vergelten. Sie gab deshalb nicht eher Ruhe, bis Herodes das Todesurteil über mich verhängte. Endlich erhielt Herodias die Rache, nach der sie sich so lange schon verzehrt hatte. Auch wenn es stimmt, dass Salome oder Solomith zur Geburtstagsfeier des Herodes getanzt hat, ist es dennoch eine üble Nachrede, dass sie als Belohnung für ihren anmutigen Tanz meinen Kopf gefordert hätte — dies habe ich persönlich von ihr erfahren, als wir uns im spirituellen Reich begegnet sind.
Auch der Bericht, dass Herodes meinen Kopf auf einem Teller erhielt, ist nichts als reine Phantasterei. Als diese Unwahrheit Eingang in die Heiligen Schriften fand, war es üblich, ein vergleichbares Ereignis aus dem Alten Testament zu zitieren, um auf diese Weise zugleich das Neue Testament zu legitimieren. Fündig wurden die Bibelautoren schließlich beim Fest von Purina, wo König Ahasuerus oder Xerxes seiner jüdischen Ehefrau Esther zusagte, ihr jedweden Wunsch zu erfüllen, den sie ihm antragen würde.
Als ich starb, ging ich in das Reich der natürlichen Liebe ein. Wie du weißt, hatte ich nicht wirklich verstanden, was Jesus der Welt offenbart hat. Deshalb trug ich auch keine Göttliche Liebe in meinem Herzen, besaß aber eine reine, natürliche Liebe—und eine Seele, die einigermaßen entwickelt war. Da ich aber weiterhin an der Seite Jesu war und hörte, was er den Menschen sagte, begann ich langsam zu begreifen, worum es bei der Göttlichen Liebe geht. Als Mose und Elias mit Jesus auf dem Berg verklärt worden sind, wurde mir unmissverständlich bewusst, dass die Göttliche Liebe nicht nur für die Sterblichen bestimmt war, sondern auch für jene, die ihren irdischen Leib längst abgelegt hatten.
Ich gehörte somit zur Schar der ersten, spirituellen Wesen, die um die Liebe des Vaters baten. Indem ich die Göttliche Liebe in meinem Herzen spürte, verstand ich auf einmal, warum Jesus auf die Erde gekommen war — und was ihn zum Messias Gottes macht. Dieses Ereignis, das nur wenige Monate nach meinem Tod stattfand, offenbarte mir nach all der langen Zeit, in der meine Seele sich nach Gott verzehrte, welch großes Geschenk der Vater allen Seinen Kindern in Aussicht gestellt hat.
Ab diesem Zeitpunkt war ich stets in der Nähe Jesu. Ich versuchte nicht nur, ihn zu warnen, als Judas mit den Schergen des Hohepriesters näher kam, ich schenkte Jesus auch Kraft und Trost, als er im Garten Gethsemane verhaftet wurde, während er im Gebet versunken war. Jesus, der völlig überrascht war, zögerte nicht lange, um dann eine bewusste Entscheidung zu treffen.
Laut Bibel soll Jesus zwar gesagt haben, dass seine Zeit noch nicht gekommen sei, dies aber ist das Werk späterer Schreiber und Kopisten, die mit diesem Einwurf belegen wollten, dass Jesu Tod am Kreuz und das Blut, das durch den Verrat des Judas vergossen wurde, von Anfang an Teil des Heilsplans Gottes waren. Dies ist aber völlig falsch! Wahr hingegen ist, dass ich mehrfach und eindringlich versucht habe, Jesus zu warnen. Auch wenn sich die Ereignisse langsam zuspitzten und Jesus eine leise Vorahnung hatte, was ihn bald schon erwarten würde, war er doch mehr als überrascht, dass es ausgerechnet Judas sein sollte, der ihn verraten würde.
Johannes der Täufer, aus dem Neuen Testament.