Aktuelle Botschaften 2002

Glaube, Wissen, Verständnis und Vertrauen

Judas - empfangen durch H. am 30. Januar 2002, Cuenca, Ecuador.

Glaube bedeutet Wissen, inneres Wissen. Es ist unser Anteil an Gottes ganzheitlicher Vision. Es ist ein schneller, partieller Blick, das ist wahr, aber es ist ein Blick auf das, was wirklich ist.

Mein lieber Bruder, das haben wir schon früher erklärt. Wir haben auch darauf hingewiesen, dass Glaube nicht Verstehen bedeutet. Wissen und Verstehen sind zwei verschiedene Dinge, obwohl Wissen sicherlich die Grundlage für das spätere Verstehen ist. Wenn du an Gott und an Seine Liebe glaubst, bedeutet das nicht, dass du Gott oder Seine Liebe verstehst.

Du weißt auch, dass du den Glauben brauchst, um die Liebe Gottes zu erlangen, und das Erlangen dieser Liebe erhöht wiederum deinen Glauben. Und der Ausgangspunkt für diese kreisförmige oder reziproke Bewegung, für diese Spirale, in der unsere Seele immer höher auf den Gipfel steigt, wo Er lebt, ist dieser primitive Glaube, der der Seele innewohnt, dass Gott existiert, dass Er Liebe ist und dass Er will, dass wir uns Ihm zuwenden.

Es gibt noch einen weiteren Faktor in diesem Prozess: die Sehnsüchte der Seele. Sie sind notwendig, um die Liebe unseres Himmlischen Vaters zu erlangen, und sie sind aus dem Glauben geboren. Wir können sagen, dass eine primitive Form dieser Sehnsüchte auch in die Seele eingepflanzt ist, zusammen mit dem primitiven Glauben. Am Anfang ist sich die Seele ihrer selbst bewusst, und sie ist sich der Existenz der Großen Seele Gottes bewusst, und sie sehnt sich danach, mit dieser Seele zu kommunizieren, und noch mehr, mit ihr eins zu werden.

In Augenblicken der Verzweiflung bricht die Sehnsucht der Seele durch und steigt hoch zu Gott auf. Und Gott sendet Seine Antwort, Er sendet Seine Liebe. Leider verblasst dieses Aufblitzen der Seele oft und gerät wieder in Vergessenheit, wenn sich die Situation ändert.

Glaube ist Wissen, aber nicht nur Wissen über Gott und den Kosmos, sondern auch über uns selbst, über unseren Zustand. Wenn der Glaube erwacht, manifestiert er sich gewöhnlich durch ein allgemeines Unbehagen, Unzufriedenheit, durch Sehnsucht nach etwas, das wir nicht mit unserem Verstand identifizieren können. Wir fühlen die Leere in uns selbst. Es ist dann, wenn unsere Suche beginnt, aber nicht in Nepal oder in Goa, sondern in uns selbst, und dort finden wir Frieden, einen Frieden, den wir in den verschiedenen Teilen der Erde vergeblich gesucht haben.

Der Glaube lehrt uns unseren jetzigen Zustand, und er lehrt uns, wie wir sein können oder sollen. Der Glaube schafft Demut. Um die Liebe Gottes zu empfangen, braucht unsere Seele jedoch eine gewisse Vorbereitung. Sie muss sich öffnen. Aber wie öffnet sie sich?

Es ist die Hoffnung, die die Öffnung erreicht. Und genau da können wir durch unseren kleinen Beitrag ein wenig helfen. Wir können dir nicht den Glauben geben, wir können dir nicht die Liebe Gottes geben, aber wir können dir Hoffnung geben oder sie stärken, falls sie schon existiert.

Die Hoffnung ist eine menschliche Eigenschaft, und wie alle menschlichen Dinge, verändert sie sich ständig. Sie wächst, wenn der Glaube stärker wird, bis sie schließlich den Charakter der Gewissheit erhält. Dann nennen wir es Vertrauen. Wahrer Glaube und Vertrauen gehen Hand in Hand.

Die Hoffnung kann auch aus dem Glauben geboren werden, aber dann wird sie nie Vertrauen werden. Wahrer Glaube und wahres Vertrauen gehören nicht in die imaginäre Welt, in der die Menschen ihre vermeintliche Realität leben. Vertraut immer auf Gott, und dann werden eure Seelen immer offen sein für das Einströmen Seiner Liebe.

Wir haben ein wenig über den Glauben geschrieben, aber Glaube und Liebe haben etwas gemeinsam: Wenn du sie nicht erlebst, wirst du sie nie kennen lernen.

Nun, mein lieber H____ , am Morgen hast du einen Brief an M geschrieben, und du hast ein Werk von Khalil Gibran erwähnt. Ich möchte, dass du es hier niederschreibst.

[H.: Ich habe folgendes zitiert:

Du fragst mich, wie ich ein Verrückter wurde. Es geschah folgendermaßen: Eines Tages, lange bevor viele Götter geboren wurden, erwachte ich aus einem tiefen Schlaf und stellte fest, dass alle meine Masken gestohlen waren - die sieben Masken, die ich in sieben Leben gestaltet und getragen habe - rannte ich maskenlos durch die überfüllten Straßen und rief: “Diebe, Diebe, die verfluchten Diebe”. Männer und Frauen lachten mich aus, und einige liefen aus Angst vor mir zu ihren Häusern. Und als ich den Marktplatz erreichte, stand ein Jugendlicher auf einem Hausdach und rief: “Er ist ein Verrückter. Ich schaute auf, um ihn zu sehen; die Sonne küsste zum ersten Mal mein eigenes nacktes Gesicht. Zum ersten Mal küsste die Sonne mein eigenes nacktes Gesicht, und meine Seele war entflammt von der Liebe zur Sonne, und ich wollte meine Masken nicht mehr. Und wie in Trance weinte ich: “Gesegnet, gesegnet sind die Diebe, die meine Masken gestohlen haben”. So wurde ich ein Verrückter. Und ich habe in meinem Wahnsinn sowohl Freiheit als auch Sicherheit gefunden; die Freiheit der Einsamkeit und die Sicherheit, nicht verstanden zu werden, denn diejenigen, die uns verstehen, versklaven etwas in uns. Aber lasst mich nicht zu stolz auf meine Sicherheit sein. Selbst ein Dieb in einem Gefängnis ist sicher vor einem anderen Dieb].

Anläßlich dieser wunderbaren Beschreibung, meine lieben M____ und H____ , möchte ich vorschlagen, daß es sich vielleicht lohnt, ganz am Anfang des geplanten Buches hervorzuheben, daß du nicht erwartest, daß der Leser sagt: “Ich glaube, was ich gerade gelesen habe” oder “Ich glaube nicht, was ich gerade gelesen habe”, sondern daß er sagt: “Jetzt geht es für mich nicht mehr um Glauben oder Nicht-Glauben, jetzt weiß ich es einfach. Ich habe die Sonnenstrahlen der Liebe Gottes auf der nackten Haut meiner Seele gespürt”.

Mit all meiner Liebe kannst du immer auf meine Unterstützung zählen. Judas.

© Geoff Cutler 2013